14. Juni 2019
Ach, manchmal wünsche ich mir wirklich einen Camino, an dem ich nachts nicht frieren muss! Wir haben den 14. Juni - Juni, nicht März oder April, Juni! - und ich hatte heute Nacht alles am Körper, was mein Rucksack so hergab. Juni! Spanien! Hallo! Aber ich will nicht meckern und denke gerade an unsere Oma. Die sagte immer: "Tritt dem Deibel (sie war kein Mensch, der harte Worte über die Lippen brachte) auf den Fuß, du weißt nie, wofür es gut ist." - Unsere Oma war eine der klügsten und...
13. Juni 2019
Ich habe früh ausgeschlafen und mache mich ungefrühstückt auf den Weg, weil bis ich eine Bar gefunden habe, die bereits geöffnet hat, bin ich ja fast schon im nächsten Ort ... naja, nach meiner Rechnung jedenfalls. Die gelben Pfeile folgen zunächst einem sehr schönen Wander- und Spazierweg am Fluss entlang und wellen sich dann durchs galicische Hinterland, bis sie auf eine Autobahn stoßen. Das ist ja soweit nicht schlimm, denn der Camino führt bald unter ihr hindurch und .... Und ich...
12. Juni 2019
Mit den Jahren lernt man auf den Camino eine Menge Dinge: Lass dir keine Bar entgehen, denn du weißt nie, wann die nächste kommt! Trink genug! (Keine schöne Erinnerung: Im letzten Jahr auf dem Camino Primitivo war ich einmal so dehydriert, dass ich trotz strahlendem Sonnenschein angefangen habe, vor Kälte zu zittern!) Such dir einen Schlafplatz am Fenster und möglichst in der Nähe eines Stockgehers, damit du dessen Stöcke notfalls als Argumentationshilfe gegen einen...
11. Juni 2019
Bei meinen Recherchen im Vorfeld habe ich für die heutige Etappe wirklich keine Übernachtungsmöglichkeit unterwegs gefunden. Im Nachhinein ist mir, warum: Da ist auf viele Kilometer nichts, wo man sie einrichten könnte! Durch typische ländlich-galicische Gefilde nähere ich mich dem Monte Faro, dem höchsten Punkt dieses Caminos, zu dem die gelben Pfeile einem Fahrweg hinauffolgen. Kurz vor ganz oben verlasse ich die Straße aber und steige stramm mit einem Kreuzweg hinauf zur...
10. Juni 2019
So unglaublich, wie der Tag gestern aufgehört hat, so unglaublich fängt der heutige Tag an: Ich bin weit weg vom Camino und ein bisschen unglücklich, weil ich nicht weiß, wie ich zurückkommen soll. Beim Frühstück frage ich nach einem Taxi. Wohin ich denn gebracht werden möchte? Mir fällt der Ortsname gerade nicht ein, aber "por el pueblo de los gentes de ayer", also "dorthin, wo mich die Menschen gestern aufgelesen und mir so unglaublich lieb geholfen haben" in Kurzform reicht und der...
09. Juni 2019
Ich starte schon früh und auf Zehenspitzen. Ich habe keine Ahnung, wann die beiden Spanier fertig waren mit Fernsehen auf dem Handy. Ich habe mir einfach die Ohren verpfropft und mir den Buff über die Augen gezogen. Das ist meine Chinesische Mauer, hinter der ich einfach so tun kann, als gäbe es den Rest der Welt gar nicht. Ich mag das. Als ich die Turnhalle verlasse, brauche ich die Türe gar nicht zu öffnen. Sie stand wohl die ganze Nacht sperrangelweit offen und keiner hat mich oder...
08. Juni 2019
Wie schön, dass es in Quiroga zwei Bars gibt, die schon morgens geöffnet haben! Ich gehe sonst manchmal ohne Frühstück los, weil mir so früh am Morgen einfach noch nicht nach essen ist, habe dann aber oft das Problem, dass die nächste Einkehrmöglichkeit erst gegen Mittag kommt - eine ganz schlechte Idee für jemanden, der morgens einfach seinen Kaffeee braucht! Im Laufe der Jahre habe ich gelernt: Nimm jede Tasse dann mit, wenn du sie kriegen kannst! Der nächste Ort ist zwar nicht weit,...
07. Juni 2019
Heute führt mich der Weg auf 26,6 wunderschönen Kilometern nach Quiroga, aber dass diese Etappe so schön ist, weiß ich ja erst hinterher. Als ich starte, ist mir einfach nur gruselig im Bauch. 26 km sind jetzt nicht sooo zu viel für mich, ich gehe auch gerne weitere Strecken, aber einfach lieber mit einem Notausstieg in eine Herberge. Die wird es aber unterwegs nicht geben, so dass ich am Ende eben in Quiroga ankommen muss, egal wie. Aber es ist alles trotzdem erst einmal nur halb so...
06. Juni 2019
Ich habe in dieser Nacht ganz schlecht geschlafen. Fragt mich nicht, warum. Ich weiß es nicht. In mir war so eine Unruhe, die ich nicht greifen und nicht benennen kann. Trotzdem bin ich morgens putzmunter und mache mich nach einem leckeren Frühstück auf den Weg, der erst einmal mit viel Asphalt beginnt und mich in das Dörfchen Èntoma führt, wo ich den Río Galir auf einer kleinen romanischen Brücke überquere. Éntoma ist ein lustiges Dörfchen, in dem es ganz offensichtlich einen...
05. Juni 2019
Ich habe gelesen, der Sonnenaufgang über den Las Medulas soll besonders schön sein, also starte ich früh mit nur - aber immerhin! - einem in der Mikrowelle aufgewärmten Kaffee im Bauch und mache noch einen Abstecher zu einem anderen Aussichtspunkt, aber leider steht da keine Sonne, die aufgeht. Das heißt, aufgehen tut sie schon, aber leider hinter dicken Wolken. Aber das ist nicht schlimm, denn die Felsen sind für sich schon gnadenlos schön.

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